Hat ein Lehrer am
Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen seine Schüler jahrelang
systematisch manipuliert?
Diesem Vorwurf muss sich die Schule seit
Anfang der Woche aussetzen. Hintergrund sind mehrere Gesellschafts-
und Kapitalismuskritische Theaterstücke, die unter der Leitung des
Lehrers Thomas Erdmann dort in den letzten Jahren produziert wurden.
„Wir werden die
Vorwürfe gründlich prüfen und bei Bedarf die entsprechenden
Konsequenzen daraus ziehen.“, äußerte sich Schulleiter Sven
Dombrowski am Montag.
Diese Vorwürfe
wiegen allerdings schwer. Laut einer anonymen Aussteigerin der
Theater AG soll es dort jahrelang zu Gehrinwäsche-artigen
Manipulationen der Schüler gekommen sein. „Wir sollten anfangen
selber zu denken, kritisch zu sein, Entscheidungen und Konventionen
zu hinterfragen.“, äußerte die sichtlich verstörte Schülern
gegenüber eines Sprechers des WDR. „Ständig sollten
wir gegen
irgendetwas rebellieren und Dinge infrage stellen. Es war einfach
schrecklich.“
In seinen Stücken
werde hauptsächlich Kritik an Staat und Gesellschaft geübt.
Außerdem wird offen zum Widerstand und Sturz gegen bestehende
Machtinhaber aufgerufen, wie in einer Szene des Stückes „Wenn
nichts bleibt?“ zu sehen ist.
Einige Lehrer
zeigten sich bereits äußerst schockiert. „Ich habe es immer
geahnt, dass er seine Schüler für solche Zwecke missbraucht. Diese
angebliche Theater AG war doch stets nur Denkmantel um seine
Hetzansichten unter die unschuldigen Schüler zu bringen.“, so
Musiklehrer Ulf K.
Diese Entwicklung
konnten auch andere bereits ausmachen. Eine Mutter von zwei Schülern
erzählt: „Früher hat die Theater AG noch ganz normale klassische
Stücke aufgeführt, Romeo und Julia und so, wie es sich eben gehört.
Doch irgendwann kam dann dieses moderne Theaterspielen mit den Fragen
nach dem Lebenssinn und so dazu. Da habe ich schon geahnt, dass etwas
nicht stimmt.“
Tatsächlich soll
der Physik- und Mathematiklehrer seine Schüler mehrmals sogar zu
sogenannten „Festivals“ mitgeschleppt haben, an denen sie sich
mit anderen Andersdenkenden austauschen und ihre Stücke präsentieren
konnten.
„Das ist
ungeheuerlich“, so ein Sprecher des Schulministeriums NRW, „wenn
diese Vorwürfe stimmen, dann hat dieser Mann seine
Bildungsverantwortung kolossal verfehlt.“
Auch die
Elternvertretung zeigte sich angesichts dieser schockierenden
Tatsachen empört. „Die Schüler sollen für die Schule und nicht
für‘s Leben lernen.“, so Vorsitzende der Elternvertretung
Annegret B.: „Was glaubt er denn kann er mit unseren Schülern
machen? Etwa weltoffene und mündige Menschen?“
Im Fokus steht neben
dem Lehrer Thomas Erdmann auch der verantwortliche Schulleiter Sven
Dombrowski. Er soll die Festivals genehmigt und zudem noch die
Zustimmung eines Theaterkurses für die fünften Klassen genehmigt
haben. Zusätzlich ist es seit dem letzten Jahr sogar möglich mit
der Theater AG Punkte für das Abiturzeugnis zu bekommen. Ob dies
weitergeführt wird, steht jetzt vorerst in den Sternen.
Schulministerin
Silvia Löhrmann äußerte sich am Abend ebenfalls kritisch zu den
Vorfällen: „Wenn eine Institution die eigentlich vonm Land NRW
kontrolliert wird, seinen Schülern mitunter kritische Denkweisen und
Ungehorsam lehrt, dann sollte man zurecht aufmerksam werden.“
Thomas Erdmann
äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Gegen ihn wird jedoch
wegen gedanklicher Manipulation und Desillusionierung minderjähriger
Schüler ermittelt. Als Protest daraufhin posierten ehemalige
Mitglieder der Theater-AG unter anderem in Augsburg, Bremen und
Heidelberg mit „Show You are not afraid“-Plakaten und lösten
damit erste Widerstandsgruppierungen aus. In einzelnen Fällen soll
es schon zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen sein. Ein
Sprecher des NRW Ministeriums: „Die Krawalle haben nichts mit
politischem Protest zu tun. Es gibt keine Gesellschaft. Es gibt nur
Individuen, die sich kriminell verhalten.“